KALZ e.V. bietet seit mehr als 30 Jahren in der Erwerbslosenberatungsstelle KALZ Beratung für von Armut und Erwerbslosigkeit bedrohte und betroffene Menschen an und führt die Obdachlosen- und Beschäftigungsprojekte Überlebensstation GULLIVER und LObby REstaurant LORE. Dafür erhält KALZ e.V. öffentliche Fördermittel (ESF- und Mittel des Landes NRW; kommunale Mittel; Mittel der Evangelischen Kirche; Mittel des Jobcenters Köln und Spenden durch bürgerschaftliches Engagement).
Die langjährigen BeraterInnen haben die gesetzliche Einführung von Hartz IV beratend und öffentlichkeitswirksam begleitet.
Zum grundlegenden Selbstverständnis des KALZ gehört die Grundannahme, dass Arbeitslosigkeit und Armut vorwiegend strukturell bedingt sind und nicht nur individualisiert werden können.
Der ewige Spagat besteht darin, „einerseits alle nur erdenklichen Mittel und Wege aufzutun, um aktiv die Bemühung um einen Arbeitsplatz zu unterstützen“, aber andererseits „das realistischer Weise in Rechnung zu stellende Scheitern dieser Bemühung nicht als persönliches Versagen, sondern als Ausdruck des strukturellen Arbeitsmarktproblems zu vermitteln“. Das KALZ hat sich ausdrücklich zu dieser Doppelstrategie verpflichtet und versteht sich von daher uneingeschränkt als parteilicher Anwalt für die Interessen der von Arbeitslosigkeit Betroffenen.
Die Erwerbslosenberatung des KALZ basiert konzeptionell auf einem würde- und respektvollen Umgang mit den Betroffenen, indem die Einhaltung und Beachtung der Menschenrechte sowie die Freiheit der eigenen Selbstbestimmung hohe Priorität besitzt. Sie basiert auf einem Menschenbild, das von Respekt und Achtung geprägt ist und einen Beratungsprozess ermöglicht, in dem Vertrauen wachsen kann als Voraussetzung für eine Beratung auf gleicher Augenhöhe. Die Rat suchenden Menschen werden als ExpertInnen ihres eigenen Lebens wahrgenommen, die Begleitung auf dem Weg hin zum Arbeitsmarkt suchen und erhalten. Der Zugang ist niedrigschwellig und die Beratung ist vertraulich unter grundsätzlicher Beachtung des Datenschutzes.
Die Erwerbslosenberatung eröffnet, meist nach einem längeren Beratungsprozess, die Möglichkeit an konkreten Wegen in Arbeit teilzunehmen oder in andere Maßnahmen des Kölner Netzwerkes integriert zu werden. Die Beratungsarbeit basiert grundsätzlich auf der Verhinderung von Langzeitarbeitslosigkeit und auf Wege hin zur Integration in den Arbeitsmarkt und wirkt so der Ausgrenzung von Erwerbslosen entgegen.
Zu den Themen gehören häufig das Trauma der eigenen Arbeitslosigkeit, des gesellschaftlich unterstellten eigenen Versagens etc. aber auch die vielfach erniedrigend und ohnmächtig empfundenen Abläufe und Kontakte in der Arbeitsverwaltung. Bei diesem Prozess greifen die Beratungsfachkräfte entsprechend ihrer fachlichen Kompetenz zu verschiedenen methodischen Ansätzen der sozialen Arbeit und schaffen zur Klärung der psycho-sozialen Situation, der existenziellen Sicherung und zur Integration in den Arbeitsmarkt einen angstfreien Raum. Sobald dieser gegeben ist, können die darunter liegenden Bedarfe geklärt und den Betroffenen sach- und fachgerechte Informationen an die Hand gegeben werden, die dazu dienen, eigene Entscheidungen innerhalb von verschiedenen möglichen Realitäten zu treffen.
In die Beratung des KALZ kommen u.a. Menschen mit Hochschulabschluss, langjähriger Erwerbstätigkeit, mehreren Ausbildungen und Qualifizierungen. Sie suchen nach Möglichkeiten sich passgenau weiterzubilden, umzuschulen, für einen Seiteneinstieg zu qualifizieren um mehr Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu haben. Oft gehen sie mit dem Wunsch einer klar definierten beruflichen Weiterbildungsmaßnahme in das Jobcenter oder die Agentur für Arbeit.
Die nicht existenzsichernden Regelsätze verbunden mit der erhöhten Zumutbarkeit, jede Arbeit anzunehmen, die körperlich, geistig und seelisch geleistet werden kann, erzeugt bei den betroffenen Menschen einen hohen Druck. Sanktionen verschärfen den Druck und die Angst, die dazu führt alles zu tun um das existentielle Minimum nicht zu gefährden.
Das zur Einführung von Hartz IV politisch und medial in Szene gesetzte Bild des erwerbslosen Menschen setzt die gesamte Zielgruppe der Erwerbslosen unter Generalverdacht – „faul“ und „Abzocker von Sozialleistungen“ zu sein, Verursacher der eigenen Armutssituation – und führt neben dem Leben an der Armutsgrenze zu gesellschaftlicher Demütigung und sozialer Ausgrenzung und Gefühlen individueller und gesellschaftlicher Ohnmacht und Perspektivlosigkeit.