Die Überlebensstation für Obdachlose GULLIVER im Bahnbogen 1 der Hohenzollernbrücke, in unmittelbarer Nähe zu DOM und Hauptbahnhof gelegen und damit zentraler Lebensmittelpunkt der Menschen, die in Köln auf der Straße leben, eröffnete ihr Angebot am 05.01.2001 und existiert somit seit mehr als 20 Jahren. GULLIVER ist Dienstleistungs- und gleichermaßen Beschäftigungsprojekt für und mit obdachlosen Menschen. Täglich nutzen bis zu 150 obdachlose Menschen, auch in Zeiten der Corona-Pandemie, die Angebote von GULLIVER. Die Einrichtung ist ganzjährig täglich von 08.00 bis 18.00 Uhr geöffnet, also auch an Wochenenden und allen Feiertagen einschließlich Weihnachten, Neujahr und Ostern.
GULLIVER als Dienstleistungsprojekt für obdachlose Menschen
Die Dienstleistung, die zum Überleben auf der „Platte“ beiträgt, besteht aus folgenden Angeboten:
- Körperliche Hygiene (Duschen, Toiletten, Urinal, Waschbecken für Nassrasur)
- Kleiderwäsche und Trockner
- Kleiderkammer
- Dormitorium (Tagesschlafraum)
- Beratung
- Postfächer
- Cafeteria mit Frühstück und Abendessen, verschiedene Snacks
- Infobörse
- Nutzung zweier PCs mit Internetanschluss
- Vierteljährlich wechselnde Kunstausstellungen
- Gelegentliche Konzerte in Zusammenarbeit mit LMN Köln e.V.
- Kleine Bibliothek und Spielesammlung
- Medizinische Fußpflege
- Haarpflege (Friseurin kommt ins GULLIVER)
- Handy-/Akkuladestation
- Gepäckaufbewahrungsstation
- Gepäckregal (nur während der Öffnungszeiten)
Alle Angebote konnten unter Corona konformen Abläufen (zahlenmäßig geregelter Zugang, Begrenzung der Verweildauer) und Prävention (AHA+L, FFP2 Masken, Desinfektion etc.) auch während des Lockdown vorgehalten werden. Zum besseren Infektionsschutz wurde die Lüftung der Einrichtung im September 2020 erweitert und optimiert, so dass ein vollständiger Luftaustausch alle 20 Minuten erfolgt. Lediglich der Tagesschlafraum kann aufgrund der Abstands- und Hygieneregeln seit April 2020 nicht mehr vorgehalten werden.
Ab dem 01.01.2022 bis zum 31.12.2022 erfolgte eine tages-und angebotsgenaue Erfassung der Gäste:
- 22.783 WC-Nutzung
- 13.898 Duschen
- 17.206 Café-Besucher
- 4.542 Kleiderkammer
- 2.856 Postabholung
- 2.739 Gepäckfachnutzung
- 660 Akut- und Notfallberatungen
- 1.708 Wäsche waschen
- 296 Schlaf-und Rucksäcke und
- 19 Zelte
Gesamt: 66.707 Nutzer*innen
Bricht man die Jahreszahl von 66.707 auf monatliche Werte herunter, so ergibt sich eine monatliche Durchschnittszahl der Nutzer*innen von 5.559 sowie eine durchschnittliche Tagesnutzerzahl von 185.
In 2022 hatte das GULLIVER an allen 365 Tagen im Jahr geöffnet. In den Jahren davor waren die Öffnungszeiten zu den Karnevalstagen deutlich reduziert.
Trotz der gravierenden Einschränkungen der Pandemie hat GULLIVER seine Leistungsfähigkeit und seine Nutzer*innenzahlen im Vergleich zum Vorjahr noch einmal erheblich steigern können.
GULLIVER als Beschäftigungsprojekt für Menschen mit besonderen sozialen Schwierigkeiten
In der Regel handelt es sich bei den Mitarbeiter*innen in GULLIVER um langzeitarbeitslose Personen mit besonders schwierigen Lebensumständen (Wohnungslosigkeit, Verschuldung, Suchtproblematik usw.). Für diese Menschen besteht ein Beschäftigungsangebot, das die besonderen Bedarfe und Lebensumstände der betroffenen Menschen berücksichtigt und so deren Integration in Arbeit sowie die Lösung ihrer Problemlagen ermöglicht. Ziel ist es, in einem sinnvoll genutzten und bisweilen mehrjährigen Förderzeitraum (2 – 4 Jahre), die Mitarbeiter für den ersten Arbeitsmarkt, zumindest aber für den zweiten Arbeitsmarkt, zu qualifizieren und vorzubereiten und sie bei der Stellensuche, Vermittlung in Arbeit und bei der Lösung ihrer persönlichen und sozialen Schwierigkeiten zu unterstützen.
Das Beschäftigungsangebot eröffnet den Gästen der Einrichtungen die Möglichkeit, einen Einstieg in Arbeit durch das Instrument der Arbeitsgelegenheit mit Mehraufwandsentschädigung (MAE) und/ oder durch das Instrument der sozialen Teilhabe gem. §16 i SGBII zu finden. Bei Eignung und Qualifizierung bietet sich die Option auf eine ein- bis zweijährige befristete sozialversicherungspflichtige Tätigkeit in der Einrichtung der Überlebensstation GULLIVER.
GULLIVER vereint konzeptionell die Aspekte von Arbeit und Beschäftigung, Gesundheit, Soziales und Integration. Die Nutzer*innen der Einrichtung partizipieren an der Einrichtung und an der Fortschreibung der Angebote. GULLIVER ist zudem bestes Praxisbeispiel stadtbürgerlichen Engagements.